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19.01.2022 Kategorie: Pressestelle

Durch Gottes Wort leiten

Landesbischof Dr. Christoph Meyns ist am 22. Januar 60 geworden

Braunschweig/Wolfenbüttel. Als Christoph Meyns im November 2013 zum neuen Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig gewählt wurde, wusste er, dass er es mit vielschichtigen Veränderungsprozessen zu tun bekommen würde. Angesichts der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen würde es um Reformen der Institution Kirche gehen, die bereits seinen Vorgänger Friedrich Weber stark beschäftigt hatten.

„Es werden so schwierige Themen wie der Abbau von Personalstellen auf der Tagesordnung stehen“, sagte Meyns damals. Außerdem müssten Strukturveränderungen, auch bei den Kirchengemeinden, angepackt werden. Das seien Prozesse, die viel Zeit erfordern sowie professionelle Begleitung und Beteiligung, wie er ebenfalls bereits 2013 betonte.

Mit dieser Prognose sollte er recht behalten. Heute, acht Jahre später, zu seinem 60. Geburtstag am 22. Januar, befindet sich die Landeskirche Braunschweig in einem „Zukunftsprozess“, der sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt hat, als die evangelische Kirche im Braunschweiger Land auf allen Ebenen handlungsfähig zu halten.

Damit sie weiter nahe bei den Menschen ist, auch wenn sich die Zahl der Pfarrstellen verringert. Damit das kirchliche Leben für viele attraktiv bleibt, auch wenn Haupt- und Ehrenamtliche wachsende Herausforderungen bewältigen müssen. Und damit die Stimme des Evangeliums nicht verstummt, auch wenn die Gesellschaft kirchlich unmusikalischer wird.

Genau deswegen hatte die Landessynode Christoph Meyns gewählt: als Experten für kirchliche Reformprozesse. Als solcher hatte er sich in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland hervorgetan. Dort war er vor seiner Wahl in Braunschweig zuständig für die Einführung zielorientierter Planungsmethoden in den Hauptbereichen kirchlicher Arbeit.

Außerdem war Meyns Beauftragter der Kirchenleitung für die Evaluation des nordelbischen Reformprozesses und Mitglied der Arbeitsstelle für Reformumsetzung und Organisationsentwicklung. In einer Doktorarbeit an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität in Bochum hatte er sich darüber hinaus wissenschaftlich mit der Frage befasst, in wie weit Management ein Mittel der Kirchenreform sein kann.

Dabei gehört Christoph Meyns nicht zur Riege üblicher Managertypen. Der Gemeindeberater und Organisationsentwickler ist davon überzeugt, dass die Kirche in erster Linie durch das Wort Gottes und nicht aufgrund von Managementlehren geleitet werden sollte. Reformprozesse in der Kirche haben für ihn vor allem eine geistliche und theologische Dimension.

Sein Vorbild eines kirchlichen Managers ist der Seelsorger, der sich darum bemüht, dass niemand auf dem Weg der Veränderungen verloren geht. Wie ein Pastor, der einfühlsam darauf achtet, dass alle Menschen in der Gemeinde Zuwendung und Wertschätzung erfahren.

Auch deswegen sind für ihn die richtigen Weichenstellungen entscheidend. Er rechnet nicht mit kurzfristigen Veränderungen, sondern denkt in längeren Zeiträumen. So, wie die Kirche insgesamt in geschichtlichen Dimensionen denkt. Immerhin besteht auch die Landeskirche Braunschweig mittlerweile seit fast 500 Jahren. Jahre, die oft alles andere als einfach und immer wieder von massiven Umbrüchen geprägt waren.

Sein geistliches Profil war es auch, das Christoph Meyns zum Beauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für den Kontakt zu den Kommunitäten gemacht hat. Vor allem aber zählt die EKD auf ihn im Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Als dessen Sprecher bemüht er sich seit 2020 darum, dass Menschen, die in der evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt erfahren haben, Gehör finden und ihr Leid seitens der Institution anerkannt wird.

Eine schwere Aufgabe, die selbst dem erfahrenen Seelsorger im Dialog mit Betroffenen und Angehörigen unter die Haut geht: „Wir müssen uns immer wieder von Betroffenen anfragen lassen und uns ehrlich darum bemühen, umzusetzen, was sich umsetzen lässt“, sagte Meyns 2020 in einem Interview der Zeitschrift „zeitzeichen“.

Wer Christoph Meyns fragt, wie er in den Herausforderungen des Bischofsamtes standhält, erfährt: nicht zuletzt durch die Musik, deren spirituelle Kraft er sehr schätzt. Meyns ist von Hause nicht nur Pfarrer, sondern auch Kirchenmusiker. Gerne setzt er sich an den Flügel und widmet sich den Klassikern. Aber auch Gospel und Jazz finden seine Leidenschaft, selbst am Kontrabass.

Große Aufmerksamkeit widmet er aber vor allem seinen Predigten. Sie sind immer wieder sein Weg, sich an öffentlichen Debatten zu beteiligen, unter anderem im Braunschweiger Dom. Auch in der Corona-Pandemie. Aus ethischer Verantwortung für den Nächsten warb er jüngst für das Impfen. Dabei erinnerte er daran, dass Gottes Menschenliebe Grund und Quelle für die gesellschaftliche Mitverantwortung der Kirche sei. Der christliche Glaube, so seine Botschaft, sei eine Kraft gegen Angst und Sorgen, Traurigkeit und innere Unruhe, aber auch gegen die Verwerfungen und Aggressionen in unserer Gesellschaft.

Michael Strauß

Biographische Daten

Landesbischof Dr. Christoph Meyns. Foto: Klaus G. Kohn