Neulich, im Urlaub, begleitete ich meine Frau zwei Tage auf die italienische Lebensmittelmesse in Parma. Wir hatten in dieser Stadt mit dem berühmten Schinken kein Quartier mehr bekommen, aber 30 km entfernt. Für die Anfahrten zu den Messehallen brauchten wir jeweils fast zwei Stunden! Deshalb nämlich, weil die Autobahnabfahrt bereits fünf Kilometer zuvor von einer Blechschlange verstopft war, die sich im Schneckentempo vorwärts schob.
Weil ständig PS-starke-Wagen vorbei brausten, um dann ganz kurz vor der Abzweigung ihren Blinker zu setzen.
Ich gebe es hier nur ungern zu, aber muss um der Wahrheit willen doch bekennen: nach kurzer Zeit kochte ich. Nicht nur äußerlich, wegen der hohen Temperaturen… sondern vor allem schäumte ich innerlich. Was bildeten die Leute sich ein! Konnten sie sich nicht auch wie 80% der anderen brav hinten anstellen, um so ein geregeltes und zeitlich gerechtes Abbiegen zu ermöglichen? Es war doch eine bodenlose Frechheit sich einfach stark über alle Regeln hinwegzusetzen.
Als ich dann endlich ziemlich vorne war, tauchte plötzlich auch ein solcher Frechling auf, blink, blink, blink… Ich sollte ihn nun reinlassen! Kommt ja gar nicht in Frage, dachte ich und tat so, als würde ich sein Begehren überhaupt nicht sehen… Ich fühlte mich nun endlich auch in einer ganz starken Position. Sollte der doch sehen, wie er nach Parma reinkam!
Aber manchmal schickt einem der liebe Gott blitzartig gute und korrigierende Rezepte! Mit einem Mal wurde mir klar: Echt stark bist du in Wahrheit doch nur, wenn du jetzt deine Wut überwindest und dich vermeintlich schwach gibst! So trat ich also auf die Bremse und ließ den Drängler vor. Mein innerliches Kochen aber war blitzartig weg. Eben dieses hilfreiche Denken über Stärke und Schwäche findet sich natürlich auch in unseren Bibeln…
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03.06.2014
Kategorie: MartinChemnitz-WortzumSonntag
