Einmal in meinem 63jährigen Leben habe ich vor Gericht gestanden. Lange ist das her, ich war grade zum Vikariat abgeordnet worden. Bei einer Feier für Jugendliche war es vor dem Gemeindehaus zu einem Streit gekommen, den ich zu schlichten suchte. Zunächst auch erfolgreich. Stunden später lauerte der Täter dem auf, den er bedroht hatte und verprügelte ihn doch. Dafür kam er vor Gericht und ich war als Zeuge geladen. Wie war denn das alles, wollte der Richter von mir wissen. Was haben beide gesagt? Fragen über Fragen… und obwohl es nur einige Monate her war: einiges wusste ich schon nicht mehr deutlich. Angesichts dessen, was der Apostel den Römern schrieb –und damit durchaus auch uns!- stellt sich dann doch unweigerlich die Frage: wie wird Gott zu einem Urteil über uns kommen? Werden in seinem Gericht auch Zeugen auftreten, die mit ihren Erinnerungen unser Leben für Gott rekonstruieren? Werden wir ihrer über die vielen Jahre brüchig gewordenen Erinnerung ausgeliefert sein, oder gar ihrer Rachsucht, ihren Schmeicheleien? Ich gebe zu: wenn dem so wäre, würde mich das sehr beunruhigen! Aber es ist nicht so. Gott, der Richter über uns, ist zugleich auch der unbestechliche Zeuge im Blick auf unser Leben, vom ersten bis zum letzten Tag. Dazu sage ich: das ist nun wirklich beunruhigend für mich! Alles wird ans Licht gezogen, auch das, was heimlich blieb, vor allem ungutes…Allerdings: es wird dann doch noch ein Zeuge vor dem Gericht Gottes auftreten und vom Richter über uns befragt werden. Wenn der dann bezeugt: Dieser hat mir vertraut, dass ich seine Schuld auf mich genommen und abgetragen habe, dann bin ich durch das Gericht hindurch. Nicht wegen erwiesener Unschuld, aber um Christi willen, aus Gnade. Nur darum werde ich zuversichtlich vor Gottes Richterstuhl treten können.
Allmächtiger Gott: Bitte lass mich deinem für mich gekreuzigten Sohn glauben, damit ich in deinem Gericht bestehe. Amen
Allmächtiger Gott: Bitte lass mich deinem für mich gekreuzigten Sohn glauben, damit ich in deinem Gericht bestehe. Amen
